FAQ und Glossar

Diese Begriffe gehören zum Vokabular der nachhaltigen Kreislaufwirtschaft, zu den verwendeten Methoden und Kenngrössen und kommen auf unserer Website immer wieder vor. Aus diesem Grund erläutern wir hier einige der wichtigsten und meist verwendeten. Zudem beantworten wir die gängigsten Fragen über nachhaltige Kreislaufwirtschaft.

Nachhaltige Kreislaufwirtschaft

Die Kreislaufwirtschaft ist ein regeneratives Wirtschaftssystem, das einen Paradigmenwechsel erfordert, um das Konzept des "End of Life" durch die Reduzierung (Reduce), die alternative Wiederverwendung (Reuse), das Recycling und die Rückgewinnung von Materialien (Recover) in der gesamten Lieferkette zu ersetzen. Sie verfolgt das Ziel, die Werterhaltung und die dreidimensionale nachhaltige Entwicklung zu fördern. Ermöglicht wird dies durch eine Allianz von Interessengruppen (Industrie, Verbraucher, politische Entscheidungsträger, Hochschulen) und deren technologische Innovationen und Kompetenzen.

Rezyklierbarkeit

Ein Produkt oder eine Verpackung ist dann recyclingfähig, wenn ihre Bestandteile mit industriell verfügbaren Verfahren wieder in den Ausgangszustand zurückgeführt werden können und für sie ein Sammel- und Recyclingsystem existiert. Durch das Recycling kann Neuware auf einem äquivalenten Markt ersetzt werden.

Chemisches Recycling

Beim chemischen Recycling werden Stoffe in ihre ursprüngliche Form zurückgeführt. So können beispielsweise aus Kunststoffen die Monomere zurückgewonnen werden, die bei der Herstellung verwendet wurden. Es gibt zahlreiche Verfahren, welche zum chemischen Recycling gezählt werden. Gemeinsam ist ihnen, dass chemische Bindungen aufgelöst werden. Dabei können Enzyme, Lösungsmittel, Temperatur und andere Methoden zum Einsatz kommen. Meist sind diese Verfahren energieintensiv, aber ressourcenschonend.

Materialflussanalyse MFA

Die Materialflussanalyse zeigt Flüsse und Lager verschiedener Materialien oder Produkte innerhalb eines definierten Systems (z.B. Unternehmung, Land, Welt). Das systematische Aufzeichnen von Materialflüssen – und lagern vereinfacht den Überblick und ermöglicht das Verständnis von komplexen Systemen, wie bspw. Abfallsysteme. Durch eine MFA gewonnene Kenntnisse über die Umwandlung, den Transport und die Lagerung von wertvollen und gefährlichen Stoffen bilden die Grundlage für die Identifizierung sowohl von Ressourcenpotenzialen als auch von Risiken für die menschliche Gesundheit und die Umwelt

Life Cycle Assessment (LCA), Ökobilanz

Eine Lebenszyklusanalyse (engl. life cycle assessment, LCA) oder Ökobilanz ist eine Zusammenstellung und Bewertung der Inputs, Outputs und potenziellen Umweltauswirkungen eines Produktsystems während seines gesamten Lebenszyklus*. Daher ist die LCA eines der wichtigsten Tools, um die Nachhaltigkeit eines Produktes zu beschreiben und zu verbessern.  

Eine LCA besteht aus vier Schritten. In einem ersten Schritt werden Ziel und Systemgrenzen definiert. Im zweiten Schritt werden alle In- und Outputs des untersuchten Produktsystems zusammengetragen. Anschliessend werden im dritten Schritt Umweltwirkungen mit den In- und Outputs verrechnet, um die Umweltwirkungen des Produktsystems berechnet. In diesem Schritt kann ausgewählt werden, welche sogenannte Wirkungskategorie (z.B. Einwirkungen auf den Klimawandel, Einwirkungen auf den Abbau der Ozonschicht, Einwirkungen auf Human- oder Ökotoxizität, etc.)  berücksichtigt werden soll. Im vierten Schritt werden die Resultate interpretiert und in Kontext gesetzt.

*Definition gemäss International Organization for Standardization (ISO), The New International Standards for Life Cycle Assessment: ISO 14040 and ISO 14044 (ISO, Geneva, Switzerland, 2006).

Mechanisches Recycling bei Kunststoffen

Beim mechanischen Recycling werden Kunststoffabfälle zu Sekundärrohstoff verwertet. Dabei werden die Kunststoffprodukte zuerst mechanisch zerkleinert, oft gewaschen, um z.B. Rückstände von Lebensmitteln zu entfernen und anschliessend aufgeschmolzen. Beim Aufschmelzen im Extruder kann dann wieder Kunststoffgranulat hergestellt werden. Eine Herausforderung beim mechanischen Recycling von Kunststoffen ist, dass das Einschmelzen verschiedener Polymere, die Eigenschaften dieser stark negativ beeinflussen kann. So kann z.B. ein Anteil PE im PP-Recycling, die Eigenschaften des PP-Rezyklat so stark beeinträchtigen, dass das Rezyklat danach nicht mehr eingesetzt werden kann. Ein wichtiger Schritt für ein erfolgreiches mechanisches Recycling von Kunststoffen ist also eine saubere, vorhergehende Sortierung nach Polymerarten.

Design for Recycling, D4R

Design 4 Recycling, D4R, ist eine Bezeichnung für das Neudenken von Produkten. Dabei wird beim Design nicht nur auf die Funktion eines Produktes oder einer Verpackung geachtet, sondern auch auf die Recyclingfähigkeit. D4R ist somit einer der wichtigsten Schritte auf dem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft.

Es gibt verschiedene Richtlinien für Kunststoffverpackungen und andere Produkte, die angeben, wann ein Produkt recyclingfähig ist.

Biokunststoff

Biokunststoffe gibt es in verschiedenen Formen. Zum einen gibt es biobasierte Kunststoffe, bei denen der Rohstoff, aus dem der Kunststoff hergestellt wird, erneuerbar ist. Zum anderen gibt es biologisch abbaubare Kunststoffe. Dabei werden dem Kunststoff entweder Zusatzstoffe zugesetzt, die die Abbaurate beschleunigen, oder der Kunststoff selbst besteht aus Verbindungen, die sich leichter abbauen lassen als herkömmlicher Kunststoff. Die folgende Grafik gibt einen Überblick über die möglichen Kombinationen mit Beispielen, welche Kunststoffe in welche Kategorie gehören.

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit bedeutete ursprünglich, dass etwas die natürliche Regenerationsfähigkeit eines Systems nicht übersteigt. Heute umfasst der Begriff das 3-Säulen-Modell der nachhaltigen Entwicklung. Nachhaltige Entwicklung bedeutet, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten künftiger Generationen nicht eingeschränkt werden. Dabei ist es wichtig, alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – ökonomisch effizient, sozial gerecht, ökologisch tragfähig – gleichberechtigt zu betrachten.

Digitaler Produktepass, DPP

Der Digitale Produktepass, DPP, (engl. digital product passport, DPP) soll zu mehr Transparenz von Produkten führen. Er besteht typischerweise aus einem Datenträger (QR-Code, RFID-Chip, NFC-Chip) und einer Datenbank. Mithilfe des DPP sollen zum einen Konsument:innen Informationen zu Materialien, Unterhalt und Verwertungswege am Ende des Lebens von Produkten erhalten. Zum anderen soll durch den DPP das Recycling der Produkte ermöglicht werden, indem mit wenig Aufwand die Zusammensetzung beim Recycler ausgelesen werden kann.

Ist Kreislaufwirtschaft immer nachhaltig?

Kreislaufwirtschaft ist eines der wichtigsten Konzepte, welche zur Nachhaltigkeit beitragen kann. Eine Prüfung der Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit ist jedoch äusserst wichtig, denn es mag überraschen, aber Kreislaufwirtschaft ist nicht per se nachhaltig. So können sich Schadstoffe in Materialkreisläufen akkumulieren (man erinnere sich an den Fall der erhöhten Schwermetallkonzentration in Kinderspielzeug). Oder ein neuer Kühlschrank ist sinnvoller als die Reparatur des alten Gerätes wegen gesteigerter Energieeffizienz. Oder Mehrwegalternativen, welche statt 50 nur 3 Mal benutzt werden.

Worin unterscheiden sich die materielle, die theoretische und die tatsächliche Rezyklierbarkeit?
  • Materielle Rezyklierbarkeit der Verpackungsbestandteile: Es existiert ein Verfahren, mit dem das gebrauchte Material wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden kann (z. B. Schmelzprozess).
  • Theoretische Rezyklierbarkeit eines Produktes: Zusätzlich zur materiellen Rezyklierbarkeit definiert die theoretische Rezyklierbarkeit, dass ein Produkt aus einem Materialmix (inkl. Etiketten, Deckel etc.) besteht, der rezykliert werden kann. Handelt es sich um ein zusammengesetztes Produkt (z. B. Verbundverpackungen wie mehrschichtige Kunststoffverpackungen), muss das Produkt in seine Materialien zerlegt werden können, wobei die materielle Rezyklierbarkeit für alle Teilmaterialien gilt.
  • Tatsächliche Rezyklierbarkeit eines Produktes: Zusätzlich zur theoretischen Rezyklierbarkeit muss ein Sammel- und Verwertungssystem vorhanden sein, in dem die Materialien in einem geografisch sinnvollen Radius zu hochwertigen Sekundärrohstoffen verarbeitet werden können. Der Sekundärrohstoff muss dabei >70% des Inputmaterials ausmachen, von hoher Qualität sein (schadstofffrei und mit möglichst gleichen physikalischen Eigenschaften wie das Primärmaterial) und eine lokale Kreislaufschliessung ermöglichen.
Sind Biokunststoffe nachhaltiger als konventionelle Kunststoffe?

Biokunststoffe (interner Link zum Glossar), ob biologisch abbaubar oder biobasiert, sind nicht per se nachhaltiger als konventionelle Kunststoffe. Im Gegenteil, es können neue Probleme bei der Kompostierung oder beim Recycling auftreten. Dennoch können Biokunststoffe in bestimmten Situationen Vorteile gegenüber fossil basierten Kunststoffen aufweisen.

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