Kurzdefinition
Ein Produkt / eine Verpackung ist rezyklierbar, wenn es für diese ein Sammel- und Recyclingsystem gibt, ihre Bestandteile in industriell verfügbaren Prozessen wieder in ihren ursprünglichen Zustand gebracht werden können und dadurch Neuware in einem äquivalenten Markt ersetzt werden können.
Beschreibung des Begriffs «Rezyklierbarkeit»
Die Rezyklierbarkeit beschreibt die individuelle Eignung eines Produktes bzw. einer Verpackung, im Rahmen etablierter Erfassungsstrukturen sowie industriell verfügbarer und heute eingesetzter Aufbereitungs- und Verwertungsprozesse (Stand der Technik), am Ende wieder als Rezyklat eingesetzt zu werden und dadurch den Stoffkreislauf schliessen zu können. Die Verpackung bzw. das Erzeugnis erfüllt die stoffliche und physikalische Voraussetzung, nach der Gebrauchsphase tatsächlich zu einem mit materialidentischer Neuware vergleichbaren und werkstofftypischen Sekundärprodukt verarbeitet zu werden. Damit deckt die Rezyklierbarkeit den Bereich von Produktdesign bis zur Wiederverwendung als Sekundärmaterial ab (siehe Abbildung unten). Aus diesem Grund wird die Rezyklierbarkeit in mehrere Stufen unterteilt:
- Materielle Rezyklierbarkeit der Verpackungsbestandteile: Es existiert ein Prozess, der gebrauchtes Material wieder in den ursprünglichen Zustand bringen kann (z.B. Schmelzprozess).
- Theoretische Rezyklierbarkeit eines Produktes: Zusätzlich zur materiellen Rezyklierbarkeit definiert die theoretische Rezyklierbarkeit, dass ein Produkt aus einem Materialmix besteht (inkl. Etiketten, Deckel etc.), welcher rezykliert werden kann. Falls es sich um ein zusammengesetztes Produkt handelt (d.h. Komposite wie mehrschichtige Kunststoffverpackungen oder mehrschichtige Verpackungen aus mehreren Materialien), muss dieses in die Materialien zerlegt werden können, wobei die materielle Rezyklierbarkeit auf alle Teilmaterialien zutrifft.
- Tatsächliche Rezyklierbarkeit eines Produktes: Zusätzlich zur theoretischen Rezyklierbarkeit besteht ein Sammel- und Recyclingsystem, in dem die Materialien in einem geographisch sinnvollen Radius zu hochwertigem Sekundärrohstoff verarbeitet werden kann. Der Sekundärrohstoff muss dabei >70% des Inputmaterials ausmachen, von hoher Qualität sein (schadstofffrei und mit möglichst gleichen physikalischen Eigenschaften wie Primärmaterial) und eine lokale Kreislaufschliessung ermöglichen.

Wichtig: Werden nur die materielle und die theoretische Rezyklierbarkeit erfüllt, darf ein Produkt nicht als «rezyklierbar» bezeichnet werden.
Faktoren, die bei der Bemessung der Rezyklierbarkeit berücksichtig werden müssen
Materielle Rezyklierbarkeit sowie theoretische Rezyklierbarkeit:
- Beschaffenheit und Gestaltung der Verpackung (Design)
- Trennbarkeit von verschiedenen Materialien (Deckel von Flasche, Deckfolie von Becher etc.)
- Sortierbarkeit: z.B. das Vorhandensein von Etiketten
Tatsächliche Rezyklierbarkeit:
- Zugang zu und Nutzung von vorhandenen, materialspezifischen Sammelsystemen (Qualität, Quantität) sowie deren Selektivität und Flächendeckungsgrad
- Vorhandene Sortier- und Verwertungstechnologien mit hoher Ausbeute, d.h. ohne überdurchschnittliche Materialverluste durch nicht-rezyklierbare Anteile
- Qualität des Rezyklats, damit materialidentische Neuware 1:1 ersetzt werden kann
- Material, von dem über 70% zurückgeführt werden kann («Industrierückführungsquote»). Dafür braucht es auch den entsprechenden Recyclingprozess mit entsprechender Effizienz.
Internationaler Vergleich
- Das Produkt muss aus einem Kunststoff hergestellt werden, der zum Recycling gesammelt wird, einen Marktwert hat und/oder durch ein gesetzlich vorgeschriebenes Programm unterstützt wird.
- Das Produkt muss sortiert und in definierte Ströme für Recyclingprozesse aggregiert werden.
- Das Produkt kann verarbeitet und mit kommerziellen Recyclingverfahren wiedergewonnen / verwertet werden.
- Der rezyklierte Kunststoff wird zu einem Rohstoff, der bei der Herstellung neuer Produkte verwendet wird.
Während einige Systeme die Rezyklierbarkeit als graduelle Eignung bezeichnen und als prozentualen Anteil messen, verwenden andere entweder eine Auslobung als rezyklierbar (oder nicht) und wiederum andere greifen auf qualitative Skalen wie A bis F oder «sehr gut» bis «ungenügend» zurück. Bei einer quantitativen Bewertung müssen Materialverluste in Sortier- und Recyclingprozessen zwingend miteinberechnet werden, wenn eine tatsächliche Rezyklierbarkeit betrachtet werden soll.