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Kunststoff­recycling in der Bau­industrie: Zusammen handeln

Das Projekt - kurz und knapp

Kunststoffe spielen in der Bauindustrie aufgrund ihrer vielfältigen Einsatzmöglichkeiten (siehe Abbildung unten) eine wichtige Rolle. Rund ein Viertel des jährlichen Schweizer Kunststoffverbrauchs fällt im Bau an. Den verbauten Kunststoffen wird jedoch zurzeit wenig Beachtung geschenkt, wenn es um Nachhaltigkeit in der Baubranche geht, obwohl die stoffliche Verwertung der Kunststoffe zur Reduktion der Umweltwirkung beitragen könnte. Durch den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe in der Bauindustrie könnten Umweltwirkungen der neu verbauten Kunststoffbauteile sowie die Umweltbelastung durch die Entsorgung von rückgebauten Produkten um bis zu 200’000 t CO2 pro Jahr gesenkt werden (siehe Bericht Circoplast, 2023). Damit die rückgebauten Kunststoffe dem Recycling zugeführt und als Ausgangsmaterial für neue Bauteile verwendet werden können, müssen bestehende Hürden abgebaut und die Zusammenarbeit aller beteiligten Akteur:innen verbessert werden.

Anhand von Testbaustellen wollen wir diese Akteur:innen direkt bei der Umsetzung zusammenbringen, so dass Lösungen nicht nur basierend auf theoretischen Konzepten, sondern auch mithilfe von realen Erfahrungen erarbeitet werden können. Ziel dabei ist es, Hürden und Vorurteile gegenüber dem Recycling von Kunststoffen in der Bauindustrie zu überwinden, resp. abzubauen. Mit dem Projekt „Kunststoffe in der Bauindustrie: Zusammen handeln“ soll weit über die beteiligten Akteure hinaus auf die Thematik hingewiesen, die konkrete Umsetzung aufgezeigt und der Weg für eine flächendeckende Realisierung geebnet werden.

Dieses Projekt wird durch das Förderprogramm «Nachhaltige Entwicklung» vom Bundesamt für Raumentwicklung ARE gefördert. Zusätzlich werden wir durch weitere Projekpartner:innen finanziell und mit Expertise unterstützt. Wir sind gleichzeitig laufend auf der Suche, um unser Netzwerk zu erweitern und das Vorhaben gemeinsam vorwärtszubringen.

Inhaltsverzeichnis

Wir suchen: Testbaustellen

Rück-, Um- oder Neubau-Baustellen zum Testen von:

  • Ansätzen zur separaten Kunststoffsammlung auf Baustellen
  • zusätzlichen notwendigen Schritten, um gesammelte Kunststoffe dem Recycling zuzufügen
  • Eruieren des etwaigen Mehraufwandes seitens Bauunternehmung und Projektplanung


Detailliertere Information finden Sie unter «Weitere Fragen und Antworten».

Kennen Sie eine potenzielle Testbaustelle?
Übersicht möglicher verbauter Kunststoffprodukte

Aktueller Projektstand

Eine erste Testbaustelle konnte im Herbst 2024 begleitet werden. Die Arbeiten vor Ort sind abgeschlossen, aktuell werden die gewonnen Erkenntnisse fertig zusammengetragen und aufbereitet.

Die nächsten Schritte sind nun:

  • Suche nach weiteren Testbaustellen (siehe auch nächsten Abschnitt) um das gewonnene Wissen zu vertiefen und noch nicht bearbeitete Fragestellungen zu untersuchen
  • Online-Austausch am 20. Februar 2025 von 9:00 – 10:00 Uhr: Anmeldung via E-Mail

Die wichtigsten Fragen und Antworten

Was wird anhand der Testbaustellen untersucht?

Um Kunststoffe in der Bauindustrie – sei es bei Neu-, Um- oder Rückbauten – erfolgreich einer stofflichen Verwertung zuzuführen, sind zahlreiche Prozessschritte notwendig. Ohne einem entsprechenden Konzept, einer sortenreinen Trennung der Kunststoffe, eine angepasste Logistik sowie eine Aufbereitung, ist die Zuführung der Kunststoffe in eine stoffliche Verwertung weder wirtschaftlich tragbar noch technisch machbar. Mit den Testbaustellen wollen wir diese verschiedenen Aspekte untersuchen, und die einzelnen Prozessschritte anhand gezielter Fragestellungen untersuchen:

  • In der Planungsphase geht es primär darum, ob und wie die separate Sammlung der eingebauten Kunststoffe am besten berücksichtigt werden kann. Dabei geht es auch darum, wie diese Aufwände in die Ausschreibung der Bauarbeiten eingebaut werden können und wie viel Mehraufwand durch diese zusätzliche Planung tatsächlich entsteht.
  • In der Ausführungsphase sollen verschiedene Ansätze zur Separatsammlung von Kunststoffen auf der Baustelle untersucht werden. Dabei liegt der Fokus bei den Fragen, wie gross der Mehraufwand für die Separatsammlung ist und welche Fähigkeiten, z.B. Unterscheiden von Kunststoffprodukten, dazu notwendig sind. Hierbei werden auch die örtlichen Gegebenheiten/Platzverhältnisse auf der Baustelle, Lage der Baustelle etc. berücksichtigt.
  • Die Sortierung der Kunststoffe ist ein wichtiger Schritt, um ein Recycling zu ermöglichen, denn nicht jeder Kunststoff kann als Ausgangsmaterial für jedes Kunststoffbauteil verwendet werden. Für den Sortierschritt möchten wir zwei Strategien miteinander vergleichen: Einerseits die direkte Sortierung durch separate Sammlung verschiedener Kunststofffraktionen auf der Baustelle und andererseits die nachträgliche Sortierung einer gemischten Kunststoffmulde in Sortieranlagen.
  • Um Kreisläufe zu schliessen, reicht es nicht, Kunststoffe nur zu sammeln. Sie müssen auch einem effektiven Recycling zugeführt werden. Anhand des gesammelten Kunststoffes möchten wir prüfen, welche zusätzlichen Schritte für ein erfolgreiches Recycling notwendig sind. Dazu gehören beispielsweise die Entfernung von Fremdkörpern, das Aussortieren von Materialien mit störenden Schadstoffen oder die Klärung logistischer Fragen, wie das Material bis zur Recyclinganlage gelangt.
  • Bei einem Neubau würden wir untersuchen, welche Faktoren die Sammlung von Produktabschnitten, zum Beispiel von Rohren, und Verpackungen begünstigen.
Wie viele und welche Art von Baustellen sind geeignet?

Das Ziel des Projektes sind es, bis Ende 2025 2-4 Testbaustellen zu untersuchen. Eine Testbaustelle wurde bereits Ende 2024 bearbeitet und erste Erkenntnisse konnten gewonnen werden. Das bedeutet, wir sind noch auf der Suche nach 1-3 weiteren Baustellen.

  • Rahmenbedingungen: Von Vorteil für die Erkenntnisgewinnung ist das Vorhandenseins vieler Kunststoffe und es muss ein Schadstoffgutachten vorliegen.
  • Art der Baustelle: Geeignet sind primär Um- und Rückbauten von Mehrfamilienhäusern und Bürogebäuden. Andere Arten von Gebäuden sind grundsätzlich auch möglich, wir sehen aber weniger Potenzial für die Beantwortung unserer Fragestellungen (1. Frage). Auch eine Neubau-Baustelle wäre willkommen, der Schwerpunkt liegt aber bei der Gewinnung von Rückbaumaterialien.
  • Zeithorizont: Optimalerweise befindet sich das Projekt in der Planung der Ausführung und mindestens 6 Wochen vor Beginn der Arbeiten. So können die zutreffendsten Fragestellungen gemeinsam identifiziert und im Anschluss die Arbeiten und notwendigen Akteure optimal vor dem Beginn der Arbeiten koordiniert werden.

Ist Ihnen eine potenzielle Baustelle bekannt? Dann melden Sie sich bei Maja Wiprächtiger.

Wie gestaltet sich der Ablauf?

In einem ersten Schritt wird bestimmt, ob und welche Kunststoffe im betroffenen Gebäude vorhanden sind. Dafür ist meist eine gemeinsame Begehung mit uns notwendig. Je nach dem kann die Identifikation der Kunststoffe auch vom bestehenden Team des Bauprojektes, beispielsweise dem planenden Ingenieurbüro, übernommen werden. Basierend auf der Art der Kunststoffe, des Gebäudes und des Bauvorhabens, sowie des Zeithorizontes definieren wir gemeinsam mit den Planenden und gegebenenfalls Ausführenden die spezifischen Fragestellungen für diese Baustelle (siehe 1. Frage).

Je nach Fragestellungen ist der anschliessende Ablauf unterschiedlich. Wichtig ist jedoch die laufende Koordination während der Planungs- und Ausführungsphase.

Im Anschluss dokumentieren wir die gewonnen Erkenntnisse und bereiten sie so auf, dass sie allen Interessierten zur Verfügung stehen.

Was bringt es mir, eine Testbaustelle zur Verfügung zu stellen?

Durch die zur Verfügungstellung einer Baustelle können Sie einen Beitrag zur Förderung der Kreislaufwirtschaft in der Bauindustrie leisten. Pilotprojekte, wie die angedachten Testbaustellen, können dabei helfen, Vorurteile, z.B. gegenüber Kosten, abzubauen und Wissenslücken zu schliessen. Die durch die Testbaustellen gewonnenen Erkenntnisse können direkt bei weiteren Bauprojekten angewandt werden und so einen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten. Da ein zentraler Teil eines Recyclingsystems die Zusammenarbeit von Akteuren entlang von Wertschöpfungsketten ist, spielt dies auch bei den Testbaustellen eine grosse Rolle. Durch Ihre Testbaustelle werden Sie und Ihre Auftragnehmenden Teil des Netzwerkes, welches für zukünftige Projekte wertvoll sein kann.

Welche Mehraufwände fallen im Bauprojekt an, wenn es als Testbaustelle genutzt wird?

Die übergeordnete Koordination wird durch uns ausgeführt.

Für das Bauprojekt fallen folgende Aufwände an:

  • Aufwand für die Koordination mit uns
  • Aufwand für die Besichtigung des Gebäudes hinsichtlich der verbauten Kunststoffe
  • Zeit für die Beantwortung unserer Fragen, damit wir die Erfahrungen sammeln können

Je nach Fragestellungen kommen folgende Aufwände dazu:

  • Zusätzlicher Planungsaufwand im Voraus und für die Ausschreibung
  • Zusatzaufwand für die Separatsammlung der Kunststoffe auf der Baustelle
  • Angepasste Logistik für den Transport zu Sortierzentren, Recyclinganlagen oder anderen Abnehmenden

Finanzielle Aufwände seitens Bauprojekt: Die genauen Mehraufwände während der Planung und der Ausführung sind abhängig von verschiedenen Aspekten wie Grösse der Baustelle, zu untersuchenden Fragestellungen und Umfang der Arbeiten.

Zurzeit wird die Suche nach Testbaustellen und die Koordination mit Akteur:innen via ARE Förderprogramm finanziert. Die Begleitung der Testbaustellen sowie Aufarbeitung der Resultate benötigt zusätzliche Finanzierung. Mehr dazu finden Sie bei der letzten Frage.

Was passiert nach Abschluss der Testbaustelle?

Wir begleiten die gesamten Arbeiten während der Testbaustelle, dokumentieren diese und stellen die gewonnen Erkenntnisse zusammen. Diese Erkenntnisse werden laufend im Netzwerk geteilt und am Ende des Gesamtprojektes so zusammengestellt, dass sie der Allgemeinheit zur Verfügung stehen.

Regelmässige Austausche im Netzwerk dienen nicht nur dazu, die gewonnen Erkenntnisse zu teilen, sondern auch die Erfahrungen und Ideen anderer Akteure abzuholen und, wo möglich, bei den Testbaustellen einzubauen. So profitieren alle von Wissen und Erfahrungen anderer Projektpartner:innen, um gemeinsam den ersten Schritt zu einem flächendeckenden Kunststoffrecycling in der Schweiz zu gehen.

Wie wird der Austausch im Netzwerk sichergestellt?


Zur Bearbeitung der spezifischen Fragestellungen auf den einzelnen Testbaustellen bringen wir die dafür notwendigen Akteur:innen zusammen und stellen sicher, dass die Zusammenarbeit aufgegleist wird und erfolgen kann. Ergeben sich zusätzliche Möglichkeiten, welche noch nicht mit unserem Netzwerk abgedeckt werden können, bemühen wir uns darum, entsprechende Akteure aufzutreiben.

Neben den baustellenspezifischen Austauschen sind auch zwei bis drei übergreifende Workshops eingeplant. Ziel ist, diese nicht nur mit den direkt involvierten Akteur:innen durchzuführen, sondern sie für alle Interessierten zu öffnen. So wird Wissen laufend weitergegeben und neue Inputs basierend auf den gewonnenen Erfahrungen können von einer breiten Zielgruppe abgeholt und wo möglich gleich eingebaut werden.

Der erste Austausch wird am 20. Februar 2025 um 09:00 Uhr online durchgeführt. Thematisiert werden die Erkenntnisse aus der ersten Testbaustelle, die aktuell laufenden und geplanten Arbeiten im Projekt werden nochmals vorgestellt und die Suche nach Testbaustellen besprochen. Das Online-Meeting bietet auch die Gelegenheit, Fragen zum Gesamtprojekt und spezifisch zu den Testbaustellen einzubringen. Bei Interesse können Sie sich bei Maja Wiprächtiger melden.

Wie wird das Projekt finanziert?

 Die Finanzierung der Arbeiten von realcycle für die Testbaustellen erfolgt teilweise durch das Förderprogramm «Nachhaltige Entwicklung» des ARE und teilweise durch Projektpartner.

Das ermittelte Budget beträgt rund 90'000 CHF. Davon werden 20'000 CHF durch das Förderprogramm getragen.

Für die bereits untersuchte Testbaustelle wurde von der Standortförderung des Kt. Aargaus sowie Kunststoff.swiss gemeinsam 25'500 CHF gesprochen. Von weiteren Projektpartner:innen wurden zusätzliche 15’000 CHF zugesprochen. Daraus ergibt sich eine Lücke von ca. 45'000 CHF, für welche wir noch auf der Suche nach Geldgebern sind.

Ansprechperson

Kennen Sie eine potenzielle Testbaustelle, möchten Sie das Projekt finanziell unterstützen oder haben Sie noch offene Fragen? Melden Sie sich bei Maja Wiprächtiger (maja.wipraechtiger@realcycle.ch, +41 44 537 82 81).

Ermöglicht durch

Dieses Projekt wird durch das Förderprogramm «Nachhaltige Entwicklung» vom Bundesamt für Raumentwicklung ARE ermöglicht.

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Ihr realcycle-Team.

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